Tipps zu Abschlussarbeiten

Forschungsstand & Forschungsfrage

Forschungs-stand & 
-frage

Wenn Sie einigermaßen sicher sind, dass Sie sich mit Ihrem Thema gerne weiter beschäftigen möchten, dann sollten Sie den aktuellen Forschungs- und Erkenntnisstand zum Themenkomplex erkennen. Dieser ist die Basis für Ihre Forschungsfrage. Denn, wie oben erwähnt... Sie sollen in Ihrer Arbeit ein Problem bzw. typische Fragestellung der Wirtschaftskommunikation bearbeiten und lösen - und kein "Dies & Das zum Thema XY" zusammenschreiben. Mit typisch ist nicht gemeint, dass Ihre Frage schon mehrfach und schlüssig beantwortet wurde... Ihre Frage soll aktuell und relevant sein, von Interesse für die Forschung und/oder Unternehmenspraxis sein. Wie können Sie vorgehen?

  1. Rekapitulieren Sie noch einmal Ihre ersten Recherche-Ergebnisse. Es gibt  in quasi jedem Themenfeld ein paar sehr zentrale, immer wieder zitierte Quellen und auch ein paar sehr aktuelle Quellen. Mit diesen sollten Sie arbeiten, sie analysieren. Niemand erwartet, dass Sie im Kontext der Themenfindung jeden Artikel und jeden Konferenzbeitrag zu Ihrem Thema kennen! Es geht um einen ersten vernünftigen Einblick. Gehen Sie diese Quellen noch einmal durch und lassen Sie sich von folgenden Fragen leiten. Wenn Sie mögen, können Sie auch eine entsprechende Tabelle oder pro Quelle eine Art Steckbrief mit den folgenden Aspekten anlegen.

    Was sind zentrale Definitionen?
    Mit welchen Theorien und Modellen wird gearbeitet? 
    Welche Bezugsrahmen ("Frameworks") wurden entwickelt? 
    Wie arbeiten die Autor:innen methodisch/empirisch?
    Was sind zentrale Erkenntnisse?  
    Was sind Einschränkungen?


    Der Vorteil von Journal-Artikeln wird in diesem Zusammenhang übrigens sehr deutlich: Sie werden immer Definitionen aufweisen, auf andere Autor:innen referenzieren,  Forschungsfragen definieren, die Methodiken ihrer Untersuchungen begründen, ihre Ergebnisse einordnen und diskutieren und einen Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf geben - und das auf wenigen Seiten. Sie mögen u.U. schwieriger zu lesen sein als sich an Praktiker oder Studierende wendende Bücher à la "Praxiswissen Content-/Influencer-/Online-/Social-Media-Marketing". Sie liefern Ihnen aber i.d.R. aktuellere und fundiertere Informationen in kompakterer Form.
  2. Wenn Sie das Gefühl haben, einigermaßen darüber Bescheid zu wissen, was man zu Ihrem Thema schon weiss und was noch nicht (richtig), dann stehen fast automatisch Fragen im Raum, die beantwortet werden wollen. Gleichen Sie Ihre Erkenntnisse noch einmal mit Ihrer Beobachtung zum Thema in der Praxis oder Medien ab. Welche Fragen drängen sich auf? Welche – für die Forschung und/oder Unternehmenspraxis – relevante Frage möchten Sie mit Ihrer Abschlussarbeit beantworten? Versuchen Sie mögliche Forschungsfragen zu formulieren.

    Keine Angst, niemand erwartet zu diesem Zeitpunkt "perfekte" Forschungsfragen! Sie sollen sich nur früh mit der richtigen Denkweise vertraut machen und zwingen strukturiert und zielorientiert zu arbeiten. Je klarer die Frage ist, desto leichter fällt die Bearbeitung. Ein gute, geeigete Frage hilft bei der Literataurrecherche (Wie stark hilft mir die Quelle bei der Beantwortung meiner Frage? Ist sie zentral für die Argumentation oder eher nur "nice to know"?), bei der Wahl der Methodik/Empirie und letztendlich bei der Argumentation.
  3. Okay, Sie haben eine Frage formuliert. Was dann? Überlegen Sie, was Sie wissen müssen, um die Frage schlüssig und nachvollziehbar beantworten zu können. Stellen Sie sich vor, Sie wollen einem anderen Menschen Ihr Thema erklären, ihn überzeugen. Sie motivieren Ihr Thema aus dem Kontext, machen seine Relevanz deutlich und stellen dann Ihre Frage in den Raum. Dann werden Sie Stück für Stück Ihre Perspektiven darlegen, sie einordnen und voneinander abgrenzen, Perspektiven und Erkenntnisse auf andere Kontexte übertragen, Zwischenerkenntnisse zusammenführen etc.

    Gibt es Lücken in der Argumentation, lassen sich Teile Ihrer Frage(n) nicht mithilfe der Literatur oder anderer Quellen (bspw. Unternehmensdaten) beantworten, so müssen Sie eine eigene empirische Untersuchung konzipieren, durchführen und auswerten. Diese sollte die Lücken in Ihrer Argumentation schließen, die Erkenntnisse generieren, die Ihnen zur schlüssigen Beantwortung Ihrer Forschungsfrage fehlen. Eine empirische Untersuchung ist kein Selbstzweck. Sie dient Ihrer Argumentation. Die Wahl der empirischen Methode hängt von Ihrer Frage ab.

Wenn Sie einigermaßen sicher sind, dass Sie sich mit Ihrem Thema gerne weiter beschäftigen möchten, dann sollten Sie den aktuellen Forschungs- und Erkenntnisstand zum Themenkomplex erkennen. Dieser ist die Basis für Ihre Forschungsfrage. Denn, wie oben erwähnt... Sie sollen in Ihrer Arbeit ein Problem bzw. typische Fragestellung der Wirtschaftskommunikation bearbeiten und lösen - und kein "Dies & Das zum Thema XY" zusammenschreiben. Mit typisch ist nicht gemeint, dass Ihre Frage schon mehrfach und schlüssig beantwortet wurde... Ihre Frage soll aktuell und relevant sein, von Interesse für die Forschung und/oder Unternehmenspraxis sein. Wie können Sie vorgehen?

Okay, jetzt haben Sie schon viel zusammen, was Ihre Arbeit in die Richtung laufen lässt.

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Hinweis

Man kann es nicht deutlich genug sagen, auch wenn es zur Anmeldung noch nicht vollends relevant ist: Eine passende, geeignete Forschungsfrage ist elementar für eine gute wissenschaftliche Arbeit. Es dreht sich im Prinzip alles um diese Frage. Sie ergibt sich aus Ihrem Thema und dem aktuellen Wissens-/Erkenntnisstand (Forschungstand). Die Aufgabe Ihrer Arbeit ist es dann, die Forschungsfrage zu beantworten - nach wissenschaftlichen Kriterien bzw. Standards.

Was macht eine gute Forschungsfrage aus?
  • Nicht zu eng: Sie lässt sich nicht mit ja/nein oder einem Datum ("Wieviele Kommunikationsagenturen gibt es in Deutschland?" oder "Wann wurde die erste Werbeagentur gegründet?") beantworten.
  • Nicht zu breit/offen: Sie lässt den Fokus und Zuschnitt der Arbeit klar erkennen, grenzt Teile des Themas aus. "Welche Erwartungen hat die Generation Z?" wäre viel zu breit und unspezifisch, zudem auch nicht WiKo-spezifisch genug. Erwartungen an was? Das kann alles sein. Besser, da präziser wäre bspw. "Welche Erwartungen haben Berufseinsteiger der Generation Z an die Unternehmenskultur in Kommunikationsagenturen?". Hinweis: Ich betreue Themen die sich mit "Generationen", also ganzen gesellschaftlichen Kohorten beschäftigen, nur sehr widerwillig...
  • Relevanz: Die Frage Ihrer Arbeit sollte nicht nur Sie persönlich interessieren, sondern auch Teile der Unternehmenspraxis und/oder wissenschaftlichen Community. Sie sollte einen Beitrag zur Verbesserung der Unternehmenspraxis und/oder Erhöhung des Wissens-/Erkenntnisstandes der wissenschaftlichen Community liefern. Relevanz für die Unternehmenspraxis bedeutet nicht zwingend, dass die Arbeit eine Reihe von Handlungsempfehlungen erarbeitet - kann, muss aber nicht. Die Relevanz kann sich auch daraus ergeben, dass sie neue Erkenntnisse im Sinne eines tieferen Verständnisses (bspw. einer Anspruchsgruppe) oder eines Zusammenhangs ("[untersuchte Gruppe] nutzt den Social Netzwerk Dienst [Name] vor allem zur Pflege alter Kontakte und zur Organisation von Veranstaltungen. Die Gründe dafür sind...").
  • Sie lässt sich beantworten! Mit Zahlen, Daten, Fakten. Mit nachvollziehbaren, weil klar her- bzw. abgeleiteten Argumenten, die sich auf etablierte Theorien und Modelle beziehen.

Kontakt

Prof. Dr.
Carsten Totz
Digital Brand Experience
+ Strategy

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